Eine solche Finsternis bin ich nicht gewöhnt. Als wir vor das Haus traten sahen wir – nichts. Kein Mond, keine Strassenlampen, keine Autos. Im Lichte der Taschenlampe gingen wir vorsichtig den Berg hinunter zu unserem Seminarhaus. Dort begannen wir unsere Meditation im Dunklen. Die Nacht war nicht nur dunkel, sie war auch still. Keine Bewegungen ausserhalb, keine Autos. Nur hie und da das Bellen eines Hundes. So sassen wir und nahmen in dieser Stille wahr, wie die erste Ahnung eines Tageslichtes die ersten Konturen der Dinge, der Matte, unseres Gegenübers zeichnete.
Das war der Beginn jeden Tages unserer Urlaubswoche „Zen und Urlaub“ in Portugal. Am Morgen begrüssten wir den Tag mit Zen, am Abend legten wir ihn mit Zen zur Ruhe. Dazwischen sonnten wir uns am Swimmingpool, gingen am Strand spazieren und blödelten im Restaurant herum.
Schöner als jeder Urlaubsmoment war es jedoch, mit dem Licht zu leben. Die Geburt des Tages – jeden Tag neu – jeden Tag ein Geschenk. Wir stellten uns in die aufgehende Sonne und nahmen sie auf. Am Abend schauten wir in die Abendröte über dem Meer – welch ein Schauspiel!
Jahrtausendelang standen die Menschen mit der Sonne auf und gingen mit ihr schlafen. Jeden Tag dieser Rythmus, angelegt in uns. Wenn ich mich in diesen Rythmus einschwinge, fühle ich mich irgendwie richtig. Und so ist die Meditation ideal in der Dämmerung – nicht nach der Uhr, sondern nach dem Tageslicht. Im Winter später am Morgen und früher am Abend, im Sommer früher am Morgen und später am Abend.
Ich weiss, ich weiss, unser Arbeitsleben verlangt das Leben nach der Uhr. Manchmal sind wir jedoch frei – am Wochenende, im Urlaub. Da können wir uns diese Freiheit gönnen. In der Finsternis aufstehen und auf der Matte aufwachen. Das ist pure Freude!