Ein mögliches Zen Szenario:
Lisbeth kommt in die Zen Schnupperstunde. Es gefällt ihr sehr und sie kommt auch gleich den Montag darauf zum Meditationsabend. Es ist nicht so einfach für sie, der Rücken tut ein bisschen weh, aber sie ist noch immer sehr begeistert und nimmt sich auch vor, jeden Morgen 20 Minuten zu Hause zu meditieren. Sie richtet sich ihren Meditationsplatz her und freut sich, ab jetzt jeden Tag etwas für ihr inneres Gleichgewicht zu tun.
Sie sitzt am Dienstag, sie sitzt am Mittwoch, am Donnerstag und am Freitag, immer um 6.30. Freitag Abend geht sie mit ihren Freunden in das Pub nebenan und trinkt ein, zwei Bier. Es ist lustig, alle unterhalten sich gut und sie bleibt länger als geplant. „Macht nichts“, denkt sie sich, „ich kann ja morgen ausschlafen, meditiere ich eben später“. Am Samstag morgen ist es so schön im Bett. Sie bleibt noch ein bisschen liegen. 6.30 ist schon längst vorbei und daher auch der Zeitpunkt zu meditieren. Irgendwie hat sie keine Lust, sich am Wochenende auch noch Disziplin aufzuerlegen, sie möchte in Ruhe frühstücken und verschiebt das Meditieren auf später. Schließlich verliert sie die Meditation aus den Augen, sie läßt den Samstag aus. Am Sonntag spielt sich das Gleiche ab.
Am Montag denkt sie beim Aufstehen gar nicht mehr recht daran. „Am Abend gehe ich eh ins Zendo“ denkt sie sich. Am Nachmittag bekommt sie einen Berg Arbeit auf den Schreibtisch, dringende Terminarbeiten, die müssen erledigt werden. Der Montag Abend ist Arbeit, nicht Zen. Und so wird der Vorsatz, täglich zu meditieren langsam schwächer. Die Abende im Zendo werden weniger, irgendwann macht es keinen Sinn mehr, weil man eh nicht dazu kommt.
Gibt es eine Möglichkeit, an einer neuen Gewohnheit dran zu bleiben? Es ist nicht einfach, weil unser Leben meistens ohnedies voll gepackt ist.
Folgende 5 Schritte können Ihnen helfen, Zen als neue Gewohnheit in Ihr Leben einzubauen.
- Schritt 1: Verbinden Sie Ihre neue Gewohnheit mit etwas, das fest zu Ihrer täglichen Routine gehört. Suchen Sie sich einen Trigger und setzen Sie Ihre neue Gewohnheit davor an. Ich trinke z.B. grünen Tee am Morgen. Ich mache Wasser heiss, fülle es in eine Thermoskanne und richte meine kleine Teekanne und eine Schale her. Das stelle ich zu meinem Meditationssitz. Ich meditiere und erst DANACH trinke ich den Tee. Ich bleibe auf meinem Meditationsplatz und geniesse den Tee dort in der Stille.
- Schritt 2: Eine visuelle Erinnerung. Stellen Sie sich zum Bett etwas, das Sie an Zen erinnert. Es kann eine Buddhastatue sein oder ein kleines Post-it mit „Zen“ darauf.
- Schritt 3: Fangen Sie klein an. Beginnen Sie nicht gleich mit 20 Minuten. Das verändert Ihre Routine zu drastisch. Beginnen Sie mit 5 Minuten, am nächsten Tag mit 6 Minuten und bleiben Sie eine Woche lang bei 10 Minuten, bevor Sie die Zeitspanne weiter ausdehnen. Nehmen Sie sich vor, vier Wochen lang jede Woche zum Zen Abend zu kommen, nicht länger. Entscheiden Sie nach 4 Wochen, ob Sie weitertun wollen.
- Schritt 4: Geniessen Sie das Sitzen. Bleiben Sie noch 2 Minuten einfach so sitzen und spüren Sie nach, wie Sie sich fühlen.
- Schritt 5: Machen Sie sichtbar, dass die neue Gewohnheit Fuß fasst. Machen Sie sich z.B. jeden Tag, wenn Sie gesessen sind, ein X in den Kalender oder die Anzahl der Minuten, die Sie gesessen sind.
Und nun viel Glück!