Letzte Woche gab es wieder einen Einführungsschnupperkurs im Zendo, so wie jedes Monat. Wie immer erklärte ich ziemlich ausführlich, wie wir uns am Praxisabend verbeugen, zum Platz gehen etc. Ich erkläre, dass die „Form“, wie wir etwas machen, wichtig ist. Am Schluss der Einführung werden dann immer Fragen gestellt, häufig geht es dabei um die Zen-Praxis zu Hause. Einer der Teilnehmer fragte mich: „Machen Sie dieses Ritual (des Verbeugens etc.) auch, wenn Sie zu Hause Zen praktizieren?“. Eine interessante Frage. Zu Hause bin ich alleine, niemand sieht mich.
So bewußt habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht. Aber ja, ich verbeuge mich vor dem Sitzen und – noch viel intensiver und bewußter – nach dem Sitzen. Die erste Verbeugung davor – das ist, um in Stimmung zu kommen. Da bin ich noch in den Gedanken des Tages gefangen. Da ist es noch ein Akt des Willens. Danach – ist es mir ein Bedürfnis. Die Verbeugungen sind Anfang und Abschluss, das Schaffen einer zeitlichen Zäsur. Und doch ist es mehr als das. Zu Beginn begebe ich mich in einen unsichtbaren Zen-Raum, ich begrüsse ihn. Ich lege die Hände aneinander und schaffe dadurch Konzentriertheit. Am Schluss der Meditation ist es anders. Ich war mitten im Zen-Raum, ich habe ihn mitgestaltet und mitgeschaffen. Da verneige ich mich in ihm und vor ihm und bin ganz einfach dankbar.