Heute morgen schien die Sonne wunderbar beim Fenster herein. Sie lud mich ein, in die Natur zu gehen und die ersten warmen Strahlen zu geniessen. Aber vorher wollte ich frühstücken. Sie schien weiter. Ich fühlte mich so trallala und wollte noch eine Tasse Tee und dann noch eine. Sie schien noch immer. Als ich mich zum Gehen anschickte, war es schon 11 Uhr vorbei. OK. Es gibt keine Zwiebeln im Haus, also vorher noch schnell ins Geschäft einkaufen. Danach erst fuhr ich in den Wienerwald und wollte zu einem Plätzchen, wo kaum Menschen sind, weit weg von der Autostrasse. Inzwischen war die Sonne, die beharrlich drei Stunden vom strahlend blauen Himmel geschienen hatte, weg. Tant pis, macht nichts. Ich machte mich auf und wanderte die asphaltierte, vereiste Strasse hinauf. Dort, wo die Strasse in den Waldweg mündet, arbeitete ein alter Mann. Keine Zähne mehr im Mund, wettergegerbtes Gesicht. Er schaufelte den Waldweg frei und lockerte das Eis, sodass Wanderer, die vorbeikommen – in dieser einsamen Gegend wohl nicht mehr als zwei pro Stunde – nicht ausrutschen und sich verletzen können. Ich bedankte mich beim alten Mann und fragte ihn, wie alt er sei. „82 Jahre alt; und – das Schaufeln das mache ich jedes Jahr“.
Das erinnerte mich an die Geschichte, als der japanische Zen Meister Dogen in China einen alten Mönch traf, der in der heißen Mittagszeit in praller Sonne Pilze zum Trocknen auflegte. Dogen fragte den alten Mann: Warum mußt Du die Pilze ausgerechnet jetzt auflegen? Könnte das nicht ein jüngerer Mönch für Dich erledigen?“ Die Antwort des Alten war: „JETZT ist die Zeit zu wirken“.
Mein Alter war zwar kein Mönch, die Haltung ist jedoch die gleiche. Egal, ob Wanderer vorbei kommen und egal ob sie ihm dankbar für das Schaufeln wären oder nicht, wenn der Weg vereist ist, ist JETZT die Zeit für ihn zu wirken.
Das machte mich nachdenklich. Am Morgen hatte ich die Sonne versäumt, weil ich nicht „jetzt“ im richtigen Moment losgegangen bin. Wie oft ist das im Alltag der Fall. Die Bequemlichkeit und Aufschieberitis hält uns davon ab, Dinge sofort anzugehen. Manches Zeitfenster schliesst sich, wenn wir zuwarten. Deshalb frage ich Dich, der oder die Du das liest: Gibt es auch in Deinem Leben gerade JETZT etwas, was zu tun ist?
P.S. Kurz nach dieser Begegnung klingelte mein Handy. Eine Freundin war am Apparat. „Der Anlass ist leider ein unglücklicher“, fing sie an, „Daniela, unsere Shiatsu-Therapeutin und Freundin ist mit einem Aneurysma zusammengebrochen, wurde mehrere Stunden operiert und und kämpft um ihr Leben“. So plötzlich können sich Dinge ändern. ……………………. JETZT ist die Zeit zu wirken.
“JETZT ist die Zeit zu wirken” – Das sehe ich genauso. Die Geschichte mit dem alten Mönch und Meister Dogen gefällt mir 😉 Ich hoffe deiner Freundin geht es wieder gut!
Alles Gute aus Málaga,
Mike
Danke! Ja meiner Freundin geht es schon gut. Nur: Das Leben ist jetzt auf jeden Fall anders. LG Fleur
Danke für diesen Beitrag… ist auch ein Thema von mir… da nehme ich mich immer wieder an der Nase und versuche mehr und mehr drauf zu achten! Ist wertvoll da in volles Bewußtsein zu kommen, den gegenwärtigen Moment wahrnehmen und nicht verpassen… wegen irgendwelchen Geschichten die in uns ablaufen…
alles Liebe
Karin
danke für die bewusstmachung !es hat mich zum nachdenken angeregt , wie es in meinem leben , meinem alltag mit dem “ Jetzt “ aussieht ….und ich werde wieder mahr drauf achten !