Auch Extrovertierte brauchen Ruhe

Frau bei Meditation Fleurs Zen Blog

Ist Meditation auch geeignet für extrovertierte Menschen? Das diskutierte ich mit zwei sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten, mit Sylvia Löhken und Margit Hertlein. Diese Frage möchte ich auch gerne Dir, liebe Leserin und lieber Leser, stellen. Sylvia Löhken, DIE Expertin für Intro- und … Weiterlesen

Surfen auf dem Rhythmus Deines Körpers

Chi-Zyklus

Chi-Zyklus

Hörst Du auf Deinen Körper? Wenn ja, dann gelingt Dir vieles leichter. Um 11 Uhr in der Nacht Holzhacken und um 9 Uhr meditieren, das funktioniert beides nicht so recht. Sehr oft leben wir gegen unseren Körper, weil wir gar nicht so klar erkennen, was ihm gut tut. Ja und weil wir nicht anders können. Seit ich mein Angestelltendasein vor mehr als zwei Jahrzehnten an den Nagel gehängt habe, kann ich freier meinen Tagesablauf einteilen, da bin ich privilegiert.

Es gibt eine innere Uhr, die unseren Tagesrhythmus optimal steuert. Die alten Chinesen haben das schon vor Jahrtausenden entdeckt und Chi-Zyklus genannt.  In diesem Zyklus ist jeweils ein anderes Organ zu einer bestimmten Tageszeit aktiv und das wirkt sich auf unseren Energie-Level (Chi) aus. Wenn Du die Rhythmen Deines Körpers kennst und sie beachtest, dann wird er Dir helfen, Dich wohl zu fühlen und vieles effektiver zu tun.

Was ich für mich daraus gelernt habe sind ein paar einfache Dinge, nach denen ich jetzt meinen Tag ausrichte.

5.00-7.00: Der Tag beginnt am besten zwischen fünf und sieben Uhr. Da ist Transformationszeit. Je früher wir aufstehen und uns Zeit für uns selber nehmen, desto mehr Energie haben wir, um etwas in unserem Leben zu verändern. Das ist die Zeit, die ich ganz für mich habe. Das kann Sport sein oder mit einer stillen Tasse Tee in den Garten schauen oder meditieren.

7.00-9.00: Von 7 bis 9 Uhr nehme ich mir viel Zeit zum Frühstücken, Duschen, Hausarbeit, ein paar Gymnastikübungen etc., alles ganz gemächlich. Das ist die Zeit, in der ich nachdenke, was ich an diesem Tag machen will/muß.

9.00-11.00: Um 9 Uhr starte ich mit viel Energie los. Da ist Aktivität angesagt. Da sprudeln die frischen Ideen, da packe ich neue Projekte an, entwerfe Präsentationen, organisiere Seminare etc. Das ist die Zeit, in der mich niemand stören darf.

11.00-13.00: Von 11 Uhr bis Mittag ist Herzzeit. Da sind wir zwar noch immer in einer hohen Aktivitätsphase, aber etwas anders. Jetzt können wir gut mit Menschen reden. Das ist die richtige Stunde, um Kunden anzurufen und um Meetings abzuhalten. Wenn es einen Konflikt mit einem Kollegen gibt, dann ist jetzt die beste Zeit, eine Aussprache mit ihm zu suchen.

13.00-15.00: Interessanterweise sagen die Chinesen, dass sich der Tag schon ab 13 Uhr in die Yin-Phase dreht. Das bedeutet, dass ab jetzt bis zum Schlafengehen alles in ruhigeren Gewässern laufen soll. Nach dem Mittagessen Ausruhen, einen Spaziergang machen, etwas lesen. Ich gehe da am liebsten in die Natur oder drehe zumindestens eine Runde um den Block.

15.00-17.00: Jetzt kommt noch einmal ein kleines Zwischenhoch, da steigt unsere Leistungskurve wieder an. Doch sollten wir nichts Neues in Angriff nehmen. Ich gehe da noch einmal eine Präsentation durch, höre ein Podcast an oder redigiere einen Artikel, den ich am Vortag begonnen habe.

17.00-19.00: Ab fünf Uhr sollten wir langsam abschalten, auch den Computer. Musik hören, Klavier spielen, herumtändeln. Nach und nach gleite ich in den Abend. Das Verrückteste wäre jetzt am Abend nach der Arbeit noch ins Fitness-Studio zu gehen und bei Neonlicht den Körper aufpumpen. Dann könnten wir garantiert nicht gut einschlafen.

19.00-21.00: Jetzt sollte wirklich Feierabend einkehren. Keine aufregenden Events mehr. Am liebsten bin ich da zu Hause – leider viel zu selten -, meditiere und sitze in meinem Lieblingsfauteuil, lese etwas oder höre eine Schubert-Symphonie.

Leider sieht der Tag auch bei mir oft anders aus. Am Vormittag intensiv arbeiten, das kriege ich noch ganz gut hin. Doch am Abend wird es bei mir oft hektisch. Ich fahre ins Zen-Zentrum oder halte einen Vortrag. Wenn ich mit Menschen zusammen bin und einen Vortrag halte, bin ich ein Adrenalin-Bündel. Selbst wenn ich vor Mitternacht ins Bett komme, wälze ich mich oft herum bis 3 Uhr früh. Dabei sollte ich schon ab 11 Uhr längst in Morpheus‘ Armen sein. Und ja, am nächsten Morgen bin ich dann nicht so gut drauf.

Doch seit ich den „idealen“ Tagesablauf kenne, drehe ich den Computer ein bisschen früher ab und nütze die aktiven Zeiten ein bisschen mehr. Und die Zeit zwischen 11 und 13 Uhr ist wirklich ideal zum Telefonieren, das kann ich Euch empfehlen!

Danke und mata ne (bis bald)!

Die Stimme des Körpers ist leise

Katzi

Verwundete Katze

Unsere Katze kam vorgestern mit einer großen Kopfwunde nach Hause. Sie miaute immer wieder wehklagend und rührte sich kaum mehr von ihrem Lieblingsstuhl weg; meist schläft sie, in sich zusammengerollt, Stunde über Stunde. Hie und da schleicht sie  zum Futternapf, frisst und kehrt gleich wieder zu ihrem Schlafplatz zurück. Sie verhält sich rekonvaleszent.  „Die macht es richtig“, sagte heute Paul, mein Partner für alle Lebenslagen, zu mir. „Wir aber, wir würden wahrscheinlich trotzdem zu unserem Termin fahren“.

Wie recht er hat! Wenn ich es recht bedenke, gehe ich hauptsächlich mit dem Kopf durch mein Leben – seit Jahrzehnten! Er setzt sich mit seinen Plänen, den Gedanken und seinem Willen immer durch. Der Körper muss da einfach mit. Unserer Katze könnte das nicht passieren. Sie lebt nicht so im Widerstreit zwischen Kopf und Körper, zwischen Zukunft und Jetzt.

Seit einigen Jahren beginne ich jedoch zunehmend, meinem Körper zuzuhören. Einerseits liegt das möglicherweise am Älterwerden, andererseits denke ich, an meiner Zen Praxis . Denn wenn ich tagelang meditiere, dann spielt sich in den ersten zwei Tagen meist ein Kampf zwischen Körper und Kopf ab, der sich in Schmerzen äussert. Und Schmerzen kann mein Kopf nun doch nicht ignorieren. Es ist genau ein Punkt innerhalb der Schulterblätter, der dann höllisch weh tut. Dort verknotet sich die Verspannung, und gerade wenn sich alles entspannen sollte, rächen sich die Verspannungen des Alltags. (Der Punkt verkrampft sich immer dann, wenn ich denke „ich muss etwas tun“,  dann spannt sich der rechte Arm an und macht sich bereit zur Aktivität,  obwohl sie nicht viel Lust bereitet. Und das passiert ziemlich oft.) Noch ein weiterer Tag Meditation, dann stellt sich langsam der Kopf ab und die Muskeln entspannen sich. Plötzlich ist da eine neue Harmonie. Diesen Kampf nehme ich im Alltag nicht wahr, da es  im Kopf permanent laut ist.

Nun habe ich vor kurzem eine Bewegungsform kennengelernt, in der der Körper die Ruhe hat, zu sprechen.

Eine Kollegin aus früheren Japanologie Tagen führt seit 18 Jahren in Wien eine Shiatsu Schule (www.kiatsu.at).  Sie hat – basierend auf den Ausbildungen, die sie über die Jahrzehnte in Japan gemacht hat – eine Reihe von Übungen entwickelt, die sie Do In Meridian Yoga nennt. Drei Stunden lang lag ich in einem dunklen Raum auf einer Matte und hörte meinem Körper zu. Wir machten zwei (!) gaaaanz laaangsame Übungsabläufe. Diese Bewegungen waren so langsam, dass ich am Anfang dachte, das bewirkt ja gar nichts. Nach drei Stunden stellte ich fest – es bewirkt viel mehr als aktives Trainieren! Warum? Weil durch die Langsamkeit der Geist zur Ruhe kommt. Dann höre ich, was mir meine Muskeln und Verspannungen sagen wollen. Nach und nach kehrt Harmonie ein.

Je älter ich werde, desto mehr wenden sich meine Ohren nach innen und desto besser verstehe ich die leise Stimme meines Körpers. Und  so neige ich mich ihm zu und frage ihn immer öfter: „Ist das gut für Dich?“

Stille ist gut für ihn, gesundes Essen ist gut für ihn und – auch hie und da eine Herausforderung, wo er an seine Grenzen kommt.