Oft sind es Kleinigkeiten, die überraschen und nachdenklich machen. Vor einiger Zeit mussten wir unser Zendo wegen Umbauarbeiten in eine Ausweichwohnung umsiedeln. Sie war abgewohnt, weil sie davor als WG benützt worden war. Wir brachten sie zwar mit großem Putzeifer auf Hochglanz. Dort und da blieben Sticker an den Türen und – vor allem – viele Löcher in den Wänden. Kein schöner Anblick, aber wir dachten alle, es sei ja nur für kurze Zeit.
Eine Woche nach dem Umzug kam ich ins Zendo und – es hatte sich etwas verändert. Ein kleiner Schmetterling klebte auf der Wand, genau dort, wo vorher ein Riesenloch gewesen war. Über die schwarzen Aufkleber hatte jemand hübsche Karten mit japanischen Mustern geklebt. Niemand wusste, wer es gewesen war, ein Zen-Heinzelmännchen hatte unseren Meditationsort verschönert.
Im Zen lernt man viel durch Wahrnehmen und Beobachten. Jedes Mal wenn ich in das Zendo komme, erfreue ich mich an dieser kleinen Verschönerungsgeste. Ein Fingerzeig für mich, mich darum zu kümmern, Orte aufmerksamer zu verlassen. Natürlich sind wir alle so erzogen, den Status quo herzustellen, den wir vorgefunden haben. Z.B. in einem Cafe die Sessel hineinrücken beim Weggehen oder im Selbstbedienungsrestaurant das Tablett wieder zurückzutragen.
Wie viel schöner ist die Idee, einen Ort besser zu verlassen als wir ihn vorgefunden haben! Betätigungsfelder gibt es viele! Öffentliche Toiletten ;-), Kaffeehäuser, Wanderwege, der Gehsteig, das Führerscheinamt, ein Hörsaal. Wir nehmen wahr und wir verändern den Ort zum Guten. Eine kleine Geste der gelebten Achtsamkeit, eigentlich nicht viel. Und doch kann es der Höhepunkt unseres Tages sein.
Das ist eine schöne Idee. Sogar noch mehr, wenn wir nicht wissen wer es war…
Sind Menschen nicht auch wie Röume – oder umgekehrt? Ich finde es auch schön, Menschen glücklicher zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben.
Wunderbare Idee!