Vor einigen Tagen saßen wir in einer Runde zu elft beim Zen und ich sprach vom Putzen. Ich erzählte von japanischen Schulen, in denen Schüler selbstverständlich ihr Klassenzimmer putzen und von Zen-Mönchen, die ein Drittel des Tages mit Putzen (Samu) verbringen. Putzen ist nicht nur lästige Pflicht, nein, es wirkt auf unseren Geist und unsere Einstellungen zurück.
In unserer Kultur ist Putzen eine ungeliebte Notwendigkeit, die wir gerne auslagern. Legionen von Putzfrauen und Straßenkehrern, Müllmännern und Reinigungskräften wirken im Verborgenen. Sie arbeiten des nachts damit wir am Morgen geputzte Büros und Geschäfte vorfinden. Es ist schwere Arbeit und doch schätzen wir sie gering.
Als ich von den unbeachteten Helfern sprach, formte sich in mir eine Idee. Ich wollte schon lange mal einem der Müllmänner Danke sagen. Wie wäre es, wenn jeder im Raum das gleiche täte? Könnten wir damit elf Müllmänner glücklich machen?
Ich sehe nur selten in unserer Straße Straßenkehrer. Doch gestern saß ich in der Küche beim Kaffee und bemerkte durch die Büsche hindurch einen Mann mit grauer Wollmütze und gelber Warnweste auf dem Gehsteig hin- und hergehen. Das war ungewöhnlich, denn für den Gehsteig sind die Hausbesitzer verantwortlich, nicht die Straßenkehrer. Ich erinnerte mich meines Vorsatzes und dachte: „Jetzt ist die Zeit zu handeln“. Ich ging vor die Tür, näherte mich dem Straßenkehrer und sah in ein freundliches, tiefschwarzes Gesicht: „Wie schön, dass die Straße jetzt so sauber ist, und auch der Gehsteig! Danke dafür.“ Darauf erwiderte er in akzentfreiem Hochdeutsch: „Es ist ja nicht unsere Aufgabe, die Gehsteige zu säubern. Aber ich tue es gerne, denn es schaut so schön aus.“ Dabei betrachtete er, auf seinen Besen gestützt, liebevoll den blanken Gehsteig. Und wahrlich, von diesem Gehsteig hätte man essen können. Kein einziges Blatt störte die freie Fläche. Nun spürte ich die Dankbarkeit für seine Arbeit tatsächlich in meinem Herzen. Was für eine Einstellung! Was für eine Liebe zu seiner Arbeit! Ich fühlte mich beschenkt.
So hatte sich die Situation umgedreht. Ich weiss nicht, ob meine Worte den Straßenkehrer glücklich gemacht haben. Aber eines weiß ich sicher, er hat mich glücklich gemacht.
So eine schöne Geschichte …
Dein Vorhaben des Bedankens hat eine schöne Wendung bekommen!
Danke für die Inspiration!
Elfie
Danke Elfie, manchmal bietet das sLeben erstaunliche Momente. Fleur