Hilft Meditieren gegen Schlaflosigkeit?

Achtsamkeit und Meditation helfen nur bedingt gegen Schlaflosigkeit

Viele Menschen haben Schlafstörungen, statistisch ist es jeder dritte. Manche fragen mich: Hilft Meditieren gegen Schlaflosigkeit? Meine Antwort darauf ist: „Jein“. Eine Frau sagte: „Mein Körper fühlt sich an, als ob in jeder Zelle ein kribbeliger Geist säße, der die … Weiterlesen

Was ist Rohatsu?

8. Dezember Rohatsu-Tag

8. Dezember
Rohatsu-Tag

Vom 1. Dezember bis 8. Dezember ist Rohatsu. Rohatsu bedeutet nichts anderes als der 8. Tag des 12. Monats. Es war an diesem Tag, als der Morgenstern sich am Nachthimmel zeigte,  dass Buddha Shakyamuni aus der geistigen Nacht ins Licht getreten ist, an dem er „Erleuchtung“ erlangt hat. Deshalb nennt man diesen Tag auch „Bodhi-Tag“, Erleuchtungstag. Die Zen Praktizierenden dieser Welt sitzen gewöhnlich in den Tagen davor, vom 1. bis 8. Dezember in einem Rohatsu-Sesshin besonders intensiv.  Auch in unserem Zen-Zentrum haben sich einige zusammengetan, um täglich von 16 Uhr bis 21.30 zu sitzen, so können wir – ohne Urlaub zu nehmen –  mit zehntausenden Menschen rund um die Welt gleichzeitig meditieren.

Wie Rohatsu begangen wird, ist von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich. Meist mit 12- 15 Stunden Zazen am Tag/Nacht und nur  2 Stunden Schlaf. In manchen Gruppen sitzt man ein, zwei Nächte durch. Ich erinnere mich an eine Zen-Kollegin, die  4 Tage und Nächte hintereinander am Stück gesessen ist, ohne nur einmal die Augen zuzumachen. Oft sitzt man nur die letzte Nacht vom 7. auf 8. Dezember quasi wie Buddha Shakyamuni durch und feiert den Abschluss bei der Morgendämmerung.

So viele Stunden durchzumeditieren ist nicht einfach. Schon am zweiten Tag beginnen die Schwierigkeiten. Sie können körperlich oder psychisch sein. Die Schultern  und der Nacken sind verspannt, stechende Schmerzen im Knie oder auch innere Widerstände wie „Wozu tue ich mir das an?“ und Aggressionen sind normal. Im Bericht über die Zeit vor Buddha Shakyamunis Erleuchtung tritt der „Zerstörer“ Mara auf, der Buddha mit Zerstreuungen von der Meditation weglocken will. Genauso kämpft jeder beim Rohatsu Sesshin gegen seinen persönlichen Mara. Die alten Hasen, die so etwas schon oft erlebt haben, wissen, dass das dickste Knie irgendwann einmal aufhört, sich zu melden und dass dann die Schmerzen in den Hintergrund treten. Ich habe als Jiki (Zendoleiterin) viele Rohatsu betreut und eine meiner Hauptaufgaben war, die Erstteilnehmer davon zu überzeugen, nicht aufzugeben.  Egal wie man weitermacht, ob man Kissen übereinander türmt, seine Knie mit Decken unterstützt, auf einem Stuhl weitermacht oder in der Zazen Pause einen Sprint um den Platz macht, wichtig ist es, nicht aufzugeben. Denn die Frage ist: Gewinnt Mara oder gewinne ich? Wer es durchgehalten hat, hat es noch nie bereut.

P.S.: Übrigens: Wer einen authentischen und witzigen Erfahrungsbericht eines Rohatsu-Teilnehmers im japanischen Kloster lesen möchte: der lese das Kapitel „Rohatsu, Woche aller Wochen“ im Buch „Der leere Spiegel“ von Janwillem van de Wetering.

Musik als Meditation

Gestern war ich im (klassischen) Konzert. Die Situation ist ähnlich wie beim Meditieren. Alle sitzen in Stille. Es gelten bestimmte Regeln, damit die gemeinsame „Musik-Meditation“ nicht gestört wird: keine Handys, nicht reden, nichts schreiben, möglichst ruhig sitzen, damit die Nachbarn nicht gestört werden.

Als Kind in einer Musikerfamilie wurde ich oft ins Konzert gesetzt und wußte nicht so recht, was ich da tun solle. Ich saß herum und hing meinen Gedanken nach. Möglicherweise geht es nicht nur Kindern, sondern auch vielen Erwachsenen so.

Es mag nicht nur die Musik sein, nach der sie verlangen. Sondern sie suchen möglicherweise einen Ort, wo Stille herrscht und sie geniessen das Konzert als einen Zwischenraum zwischen den Aktionswirbeln des Lebens. Im Konzert herrschen Rahmenbedingungen, wo das Checken von E-mails einfach nicht möglich ist. Dort kann der Geist zur Ruhe kommen.

Was heisst nun Musikhören? Viele Jahre war es für mich großteils Dösen mit Hintergrundmusik.

Doch  Musikhören kann auch Meditation sein.

Das ist gar nicht so einfach. Denn selbst wenn wir meinen, zuzuhören, stehlen sich die Gedanken herein. Regelmäßig Meditierende kennen das. Wir hören zu und driften ab.  Wir hören wieder zu und driften nochmals ab. Immer wieder schieben sich Gedankenketten dazwischen.

  • Versuchen Sie, konzentriert dem Musikbogen zu folgen, d.h. die Melodie als Meditationsobjekt zu nehmen, an die Sie den Geist festbinden. Eine sehr interessante Übung. Was passiert?
  • Eine zweite und sehr unterschiedliche Möglichkeit die Musik aufzunehmen, ist, indem Sie mit dem Herzen atmen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Herz und stellen Sie sich vor, mit dem Herzen zu atmen. Mit dem Atem nehmen Sie die Musik auf und schwingen sich auf die Musik ein. Auch da: bleiben Sie konzentriert an dieser Übung dran. Und achten Sie darauf was passiert!

Probieren Sie unterschiedliche Musikstile und Werke verschiedener Komponisten durch. Wo eignet sich die Geist-Übung, wo die Herz-Übung? Wo fliessen sie ineinander? Und wie fühlen Sie sich danach?

Von der Zeit benutzt

Fühlen wir uns nicht oft  getrieben von unseren Terminen und meinen, zu wenig Zeit zu haben?  Wir drehen ein Rädchen dort, und eine Schraube da. Wir möchten/müssen dies und jenes tun, die Zeit reicht aber einfach nicht. Gleichzeitig meinen wir, wir könnten auf nichts, was wir in unser Leben hineingepackt haben, verzichten.

Im Zen heisst es, wenn Du Zeit hast, sitze eine halbe Stunde. Wenn Du keine Zeit hast, eine ganze Stunde.
Dieser Satz scheint absurd zu sein. Noch mehr meditieren, wenn wir ohnehin zeitknapp sind?  Ja. Denn dann sehen wir klarer, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Gewichtung der Dinge verändert sich. Probieren Sie es aus!

 

Joshu Jushin (778-897), einer der wichtigsten Zen-Meister der Tang-Zeit (618-907) hat gesagt:

„Bevor ich wusste, dass ich selbst der Weg bin, wurde ich von der Zeit benutzt. Als ich aber verstand,    dass der Weg nichts anderes als mein eigenes Selbst ist, wurde ich nicht mehr von der Zeit benutzt.  Nun lebe ich, indem ich die Zeit gebrauche.“

Zen oder Zen-Buddhismus?

Vor zwei Tagen sprach ich am Speakers Day in Fohnsdorf. Eine exzellente Veranstaltung, die das BMS dort unter der fachlichen Anleitung von Magda Bleckmann organisiert hat. Das lokale Fernsehen war auch da. Die erste Frage, die sie mir beim Interview stellten, war: Sie sprechen von Zen, ist das das gleiche wie Zen-Buddhismus? Diese Frage hat es in sich. „Zen ist kein „ismus“, denn es deutet auf die Erfahrung hin, die jede/r selbst macht“, so sage ich meistens.

Ich erkläre oft, dass das Wort Zen aus dem Sanskrit Wort dhyana kommt, das in China zu Channa und dann zu Chan und schliesslich in Japan zu Zen geworden ist. Und das Wort dhyana bedeutet nichts anderes als einfach „Meditation“.  Zen-Buddhismus bedeutet also nichts anderes als einfach Meditations-Buddhismus. Es scheint ein absurder Pleonasmus zu sein. Denn die Meditation war ja schliesslich der Kern von Buddha Gautamas Erfahrung. Doch nicht in allen buddhistischen Richtungen steht die Meditation im Vordergrund. Es gibt  Volksbuddhismus, Buddhismus der Ordensregeln, Buddhismus, bei dem das Studium der Schriften im Vordergrund steht – und nicht zuletzt der Buddhismus, in dem die Buddhisten  Buddhas anbeten und sich von ihnen Hilfe erhoffen.

Menschen, die in unser Zen-Zentrum kommen und Unterweisung in Buddhismus suchen, gehen meist wieder. Menschen, die Erfahrung suchen, die bleiben. Im Zen verlangt jede Frage eine Antwort aus mir selbst heraus. Und dieses Selbst bleibt nicht gleich. Die Frage stellt sich daher wieder und wieder und wieder.