Was 2016 bringt

Einige Termine in eigener Sache

Zendo_1836Für alle Zen-Interessierte, die in Wien wohnen: Schaut doch mal in unserem Zen-Zentrum Mishoan vorbei. Der nächste Zen Schnupper Termin ist am Freitag, dem 11. Dezember von 18.00 bis 20.00. Bitte meldet Euch über die Homepage http://www.mishoan.at an. Dort könnt Ihr auch den Newsletter abonnieren, der Euch die aktuellsten Veranstaltungen einmal im Monat in den Postkasten bringt. Übrigens freue ich mich, wenn Ihr unsere Facebook Seite „liked“ – Ihr findet Sie auf dieser Seite rechts unten, danke!

Zen-TurmZen-Seminar in der Hundertwassertherme Blumau

Ein Wochenende nur für Euch alleine, mitten im lieblichen Hügelwiesenland. Für Zen-Neulinge und für Fortgeschrittene gleichermassen. Intensiv Meditieren, Reflektieren und nach dem Seminar noch in der  Therme alles Alte wegwaschen. Die nächsten Termine stehen schon fest. 4.-6. März 2016, 25.-27. November 2016 und 3.-5. März 2017. Das besondere Zuckerl: Wer sich bis 7. Jänner 2016 verbindlich anmeldet, bekommt ein Zen-Büchlein als Geschenk dazu. Gerne auch als Geschenk verpackt. Die Anmeldung bitte direkt in der Therme Blumau und mit einer Nachricht an mich. Danke!

Anmeldung und Details http://www.blumau.com/de/spueren/bewegung/zen-seminar-2015.html

BergeZen-Urlaub im Nationalpark Kalkalpen

Meditieren und untertags in der unberührten Natur wandern gehen. Den Sommer noch einmal voll einatmen und Kraft für den Alltag tanken. Von Mittwoch bis Sonntag,  24.-28. August 2016, Details dazu unter http://www.indigourlaub.com/trip/zen-meditation-nationalpark-kalkalpen/

Ich freue mich, Euch bald zu sehen!

Wie wir uns selbst falsche Bilder machen

OM

OM

Heute ging ich nach meiner wöchentlichen Yogastunde zur Garderobe, als mich eine junge Frau schüchtern ansprach: „Darf ich Dich etwas fragen?“….“Ist dieser Kurs besonders für 30 jährige gedacht?“ ……???????

Sie fragte mich wohl, denn mit meinen grauen Haaren bin ich offensichtlich nicht mehr dreissig.

Ich war etwas verwirrt und fragte daher nach, warum sie das glaube ….“Ja, …. weil so viele 30iger Zeichen an den Wänden hängen“.

Da begriff ich! Sie meinte die „Om“-Zeichen aus Messing, die die Wände des Yoga-Zentrums schmückten. Eine Yoga-Neue, die  – wie wir alle – auch nicht die Devanagari Schrift kennt, weiss damit natürlich nichts anzufangen und erkennt in dem Zeichen die ihr bekannte Zahl dreissig.

Das machte mich nachdenklich. Jeder von uns, der schon im Ausland war, kennt diese Wirkungsweise des Gehirns. Wir hören ein neues Wort und versuchen sofort, es in Beziehung zu einem uns bekannten Wort zu setzen. Wir erkennen ein Muster und interpretieren es in den uns bekannten und gewohnten Bahnen. Dadurch versuchen wir, Ordnung und Struktur in ein Chaos zu bringen. Der Mustererkennung folgt auch gleich die Interpretation und Bewertung.

Das gleiche läuft ab, wenn wir anfangen zu meditieren. Ich erinnere mich noch genau an meine ersten Zen-„Sitzungen“. Da glaubte ich, am Boden verschiedene Muster zu erkennen. Meist waren es Gesichter. Vor allem bei sehr langen Meditationsperioden sah ich am Anfang dämonische Gesichter, Fratzen, sehr beängstigend. Übte ich eine Woche lang jeden Tag viele Stunden lang Zen, hatten sich die Gesichter entweder aufgelöst, oder es waren daraus freundliche, lächelnde Gesichter geworden. Das Meditieren und Sitzen war ein „Grossreinemachen“ in meinem Geist. So konnte ich erkennen, dass die vielen Stunden Meditieren in meinem Bewusstsein, auch in meinem Unbewussten einen subtile und tiefergehende Wirkung gehabt hatte.

Was mich diese kurze Episode noch gelehrt hatte: In Meditationsräumen wird jedes Bild, jedes Symbol noch stärker wahrgenommen als in Wohnräumen – einfach weil der Geist sich beschäftigen will. Deshalb hängt in japanischen Zen-Übungsräumen kein Bild, das ablenken könnte. Wie ist es in Deinem Zen-Übungsraum?

Sayonara: Abschied sagen

SAYONARA

Gestern besuchte ich die Emeritierungsfeier meines früheren Professors und späteren Arbeitskollegen Dr. Sepp Linhart. Es war sein Abschied von der Universität Wien. Vor zwanzig Jahren hatte ich nach 14 jähriger Tätigkeit am Institut für Japanologie an der Universität Wien von ihm und seinem Institut Abschied genommen. Heute weiss ich, es war gut so.

Immer wieder Abschied. Von wichtigen Menschen. Von Menschen, die unser Leben lange Zeit begleitet haben. Menschen, mit denen wir „Ein Herz“ waren. Sie zu verlassen ist schmerzhaft.

Und doch sind Abschiede nötig.

Solange wir voranschreiten, müssen wir die Perspektiven des vorigen Schrittes verlassen, den Fuss nach vorne ins Ungewisse strecken um neue Landschaften zu entdecken. Abschiede zeichnen sich ab. Sie geschehen nicht von einem Tag auf den anderen. Das Herz weiss es viel eher als der Kopf. Und doch braucht es viele Schritte, bis der Kopf erkennt: Der Abschied, die Veränderung ist unausweichlich.

Gerade am Zen-Weg ist es wichtig, immer wieder genau hinzuschauen, ob der Weg noch  stimmt.

Viele kennen das japanische Wort, das man beim Abschied sagt: Sayonara. Dieses Wort wird im Japanischen nicht häufig  gebraucht. Viel eher sagt man „sorosoro“, „langsam (muss ich….)“ oder „sore de wa“ „und nun….“.

Sayonara bedeutet wörtlich „Wenn es so wäre….“;  die Worte „…dann nehme ich Abschied“ werden nicht ausgesprochen, sie werden nur dazugedacht. Es ist ein Wort, das den endgültigen Abschied bedeutet, und doch lässt man das Endgültige ungesagt. Wer kann auch wissen, ob es ein endgültiger Abschied ist, auch wenn die Entscheidung im Moment endgültig gemeint ist. Ja, wer weiss?

Schlaflosigkeit: Was tun?

Der Nachtdämon schlägt zu

Kennen Sie die „Nachtdämonen“?  Gedanken, Ängste und Probleme, die justament beim Einschlafen auftauchen und ihnen dauernd im Kopf herumgehen?  In der Dunkelheit der Nacht plustern sich Kleinigkeiten in  riesige Ängste auf, die nichts mehr mit der Realität zu tun haben. Es sind reine Kopfgeburten, Hirngespinste, die sich dann untertags in Nichts auflösen können. Aber sie haben große Macht über uns Menschen, wenn wir im Bett liegen. Jedes kleinste Problem eignet sich, uns den Schlaf zu rauben. Viele Mütter liegen wach, weil ihre halbwüchsigen Kinder noch spät unterwegs sind und malen sich aus, was ihnen zugestoßen sein könnte. (Da spreche ich aus Erfahrung…)  Oder Sie haben am nächsten Tag eine Präsentation vor kritischen Personen und sehen vor Ihrem geistigen Auge mit Horror, wie Sie in der Luft zerrissen werden. Oder Sie stehen vor einer schwierigen Aussprache und fürchten, die Anerkennung und Liebe eines für Sie wichtigen Menschen zu verlieren.

Wie werden Sie die Nachtdämonen los? Mein Tipp ist: Kehren Sie in die Wirklichkeit des Moments zurück.

Konzentrieren Sie sich auf das Ein- und das Ausatmen. Schon die ersten bewußten Atemzüge können Ihnen helfen, sich friedlich zu fühlen, möglicherweise fangen Sie in der Dunkelheit sogar an zu lächeln. Damit die Dämonen nicht gleich wieder zurückschlagen, denken Sie in Sätzen, was gerade in diesem Moment passiert: „Ich atme aus“, „ich atme ein“.  Wenn Sie aufstehen, um ein Glas Wasser zu trinken, dann kommentieren Sie Augenblick für Augenblick, was Sie gerade tun. „Ich setze meinen rechten Fuß auf den Boden. Ich stehe auf und gehe zur Türe. Ich greife die Türklinke an und öffne die Türe. Ich greife nach dem Becher und lasse Wasser hineinfliessen. Undsoweiter undsoweiter. Der gegenwärtige Moment entspannt den Körper, Sie merken, was tatsächlich „ist“. Die gedachten Sätze helfen Ihnen, nicht abzudriften. Probieren Sie es aus!

„Sitzen“ auf Reisen

Haben Sie auch schon verzweifelt in Hotelzimmern nach „besitzbaren“ Unterlagen gesucht, jenseits der weichen Federkissen? Zu Hause sind wir „eingerichtet“ mit einem Meditationsplatz, einem Bänkchen und mit allem was uns lieb und teuer für unser Zazen ist.

Auf Reisen wird es erheblich schwieriger, denn nur wenige Hotels bieten Meditationsplätze in ihren Zimmern an (Ausnahme die Hundertwassertherme Bad Blumau ;-).

Das bedeutet, wir müssen selbst unsere Sitzunterlage mitnehmen. Und hier meine Tipps.

1. Das aufblasbare Meditationskissen Samten. Es ist leicht und hat zwei Kammern, sodass man sowohl im burmesischen Sitz und – höher – im Fersensitz darauf meditieren kann. Es ist auch geeignet, im Rucksack herumzutragen. Nachteil: Bei Schiffsreisen schwankt es zu sehr und ist nicht zu gebrauchen. Im Internet zu finden unter http://www.samten.ch

2. Das T-Bänkchen zum Zusammenstecken. Der mittlere Steg ist nur hineingesteckt und mit Imbusschlüssel leicht an- und abzuschrauben. Das Bänkchen ist etwas schwerer als das Samten (zu schwer für Rucksackreisende), aber im Koffer gut zu transportieren. Es schaut nicht so stabil aus, aber wenn man seine Mitte gefunden hat (sic!), kann man stundenlang darauf sitzen.
Ich habe es mir online besorgt bei http://www.zen-service.de.

 

3. Die Decke im Hotelzimmer. Wenn ich gar nichts mithabe, dann rolle ich die Decke, die meist im Kleiderschrank oben ist, zu einer festen Rolle zusammen und setze mich damit auf das Bett. Ist nicht ideal, aber es geht meist irgendwie.

4. Ein normaler Sessel. Ich war gerade 2 Wochen mit meinem Partner Paul am Schiff unterwegs. Dort haben wir uns kurz vor Sonnenaufgang Klappsessel aus einem der Räume geholt und uns an den Bug des Schiffes gesetzt. Sogar auf den Klappsesseln haben wir wunderbar meditieren können. Der Sonnenaufgang war himmlisch schön.

Musik als Meditation

Gestern war ich im (klassischen) Konzert. Die Situation ist ähnlich wie beim Meditieren. Alle sitzen in Stille. Es gelten bestimmte Regeln, damit die gemeinsame „Musik-Meditation“ nicht gestört wird: keine Handys, nicht reden, nichts schreiben, möglichst ruhig sitzen, damit die Nachbarn nicht gestört werden.

Als Kind in einer Musikerfamilie wurde ich oft ins Konzert gesetzt und wußte nicht so recht, was ich da tun solle. Ich saß herum und hing meinen Gedanken nach. Möglicherweise geht es nicht nur Kindern, sondern auch vielen Erwachsenen so.

Es mag nicht nur die Musik sein, nach der sie verlangen. Sondern sie suchen möglicherweise einen Ort, wo Stille herrscht und sie geniessen das Konzert als einen Zwischenraum zwischen den Aktionswirbeln des Lebens. Im Konzert herrschen Rahmenbedingungen, wo das Checken von E-mails einfach nicht möglich ist. Dort kann der Geist zur Ruhe kommen.

Was heisst nun Musikhören? Viele Jahre war es für mich großteils Dösen mit Hintergrundmusik.

Doch  Musikhören kann auch Meditation sein.

Das ist gar nicht so einfach. Denn selbst wenn wir meinen, zuzuhören, stehlen sich die Gedanken herein. Regelmäßig Meditierende kennen das. Wir hören zu und driften ab.  Wir hören wieder zu und driften nochmals ab. Immer wieder schieben sich Gedankenketten dazwischen.

  • Versuchen Sie, konzentriert dem Musikbogen zu folgen, d.h. die Melodie als Meditationsobjekt zu nehmen, an die Sie den Geist festbinden. Eine sehr interessante Übung. Was passiert?
  • Eine zweite und sehr unterschiedliche Möglichkeit die Musik aufzunehmen, ist, indem Sie mit dem Herzen atmen. Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Herz und stellen Sie sich vor, mit dem Herzen zu atmen. Mit dem Atem nehmen Sie die Musik auf und schwingen sich auf die Musik ein. Auch da: bleiben Sie konzentriert an dieser Übung dran. Und achten Sie darauf was passiert!

Probieren Sie unterschiedliche Musikstile und Werke verschiedener Komponisten durch. Wo eignet sich die Geist-Übung, wo die Herz-Übung? Wo fliessen sie ineinander? Und wie fühlen Sie sich danach?

Von der Zeit benutzt

Fühlen wir uns nicht oft  getrieben von unseren Terminen und meinen, zu wenig Zeit zu haben?  Wir drehen ein Rädchen dort, und eine Schraube da. Wir möchten/müssen dies und jenes tun, die Zeit reicht aber einfach nicht. Gleichzeitig meinen wir, wir könnten auf nichts, was wir in unser Leben hineingepackt haben, verzichten.

Im Zen heisst es, wenn Du Zeit hast, sitze eine halbe Stunde. Wenn Du keine Zeit hast, eine ganze Stunde.
Dieser Satz scheint absurd zu sein. Noch mehr meditieren, wenn wir ohnehin zeitknapp sind?  Ja. Denn dann sehen wir klarer, was wirklich wichtig ist im Leben. Die Gewichtung der Dinge verändert sich. Probieren Sie es aus!

 

Joshu Jushin (778-897), einer der wichtigsten Zen-Meister der Tang-Zeit (618-907) hat gesagt:

„Bevor ich wusste, dass ich selbst der Weg bin, wurde ich von der Zeit benutzt. Als ich aber verstand,    dass der Weg nichts anderes als mein eigenes Selbst ist, wurde ich nicht mehr von der Zeit benutzt.  Nun lebe ich, indem ich die Zeit gebrauche.“

Zen in der lauten Welt

Zen-Praxis braucht vordergründig Stille. Die Stille und der geordnete Ablauf in Zen-Klöstern und in intensiven Übungsperioden (Sesshin – 1 Woche, Kessei – 3 Monate) ) sind der ideale Nährboden, um die eigene  Zen-Übung zu vertiefen. Intensive Zen-Praxis über viele Stunden sind eine besondere Erfahrung und ein Geschenk. Nur: wer will sein ganzes Leben im Kloster verbringen? Oder im Permanent-Sesshin?

Nach den Übungsperioden kehren wir in die Welt zurück.  Manches Mal empfinden wir den Bruch sehr stark, nach einer Woche stiller Zen-Übung wieder in die lauten Bahnhofshallen und ins Bürotreiben zurückzukehren.

Auch im Alltag meditieren wir täglich, oft am Morgen. Und dann beginnt der Wahnsinn, auf den Strassen und in den U-Bahnen, in den Meetingräumen und in den Supermärkten. Die innere Stille bleibt zwar in gewisser Weise, aber oft fürchten wir sie zu verlieren. Die Welt nimmt uns gefangen, und es erscheint uns schwer immer wieder, jeden Tag in die Stille zurückzukehren.

Ta-Hui (1089-1163)

Der chinesische Zen-Meister Ta-Hui (jap. Daiei,1089-1163) hat schon vor beinahe 1000 Jahren über diese Problematik nachgedacht. Er schreibt an einen seiner Schüler, einen Laien, der mitten im Business-Leben steht: „Gerade wenn Du Ruhe magst und das tägliche Gehetze verabscheust, solltest Du mit aller Kraft üben. Denn wenn die Kraft, die Du in der Stille erreicht hast, frontal auf die tägliche Hektik trifft, wird die Wirkung, die Du erreichst viel stärker sein.“

Es ist eine besondere Herausforderung in dieser lauten Welt die innere Stille und Mitte zu bewahren. Doch gerade im täglichen Stress bewährt sich die Zen-Praxis. Strahlen wir selbst Kraft und Stille aus, dann praktizieren wir Zen nicht nur für uns selber, sondern auch für andere Menschen.